Im Rahmen des kooperativen Promotionsprogramms der HSBA startete Christian Glöer im Oktober 2021 seine Dissertation an der HSBA und der Helmut-Schmidt-Universität. Seine Forschung konzentriert sich auf die Frage nach dem Einfluss institutioneller Investoren auf die Kapitalstruktur und dadurch den Unternehmenswert von Firmen. Betreut wurde Christian Glöer von HSBA Professor Dr. André Küster Simic sowie Prof. Dr. Gabriel Frahm von der Helmut-Schmidt-Universität (HSU). Am 9. Dezember konnte er seine Dissertation erfolgreich verteidigen. Wir haben mit ihm über sein Forschungsfeld und die Ergebnisse seiner Arbeit gesprochen.
Dissertation: The Capital Structure Puzzle – The Role of Institutional Owner Ship with a Particular Focus on Times of Financial Turmoil
Wie bist Du auf Dein Forschungsgebiet aufmerksam geworden?
Bereits während meines Grundstudiums entwickelte ich eine große Leidenschaft für Finanzthemen. Daher habe ich mich in der Beraterpraxis auf die Bewertung von Unternehmen spezialisiert. Die bestehende Literatur hatte sich bisher im Wesentlichen mit den klassischen Kapitalstrukturtheorien wie z.B. der Trade-Off Theorie oder der Pecking-Order Theorie befasst. Daraus ließen sich firmenspezifische Determinanten wie beispielsweise Profitabilität, Wachstum oder das Geschäftsrisiko ableiten, welche den Unternehmenswert beeinflussen. Allerdings lagen noch keine hinreichenden Erkenntnisse hinsichtlich des Einflusses von institutionellen Anteilseignern vor. Diese Forschungslücke bildete den Grundstein für meine Dissertation.
Was ist der Schwerpunkt Deiner Doktorarbeit?
Meine Dissertation beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern institutionelle Investoren die Kapitalstruktur (insbesondere den Verschuldungsgrad) von Firmen und dadurch den Unternehmenswert beeinflussen. Hierbei geht es ebenfalls um Heterogenität zwischen Investorentypen, deren Zusammenwirken, Veränderungen in Krisenzeiten sowie makroökonomische Einflüsse.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse Deiner Doktorarbeit?
Wir konnten empirisch aufzeigen, dass institutionelle Investoren einen negativen Einfluss auf die Kapitalstruktur von Unternehmen haben. Aus diesem Ergebnis ließ sich im Rahmen des theoretischen Konstruktes der Prinzipal-Agenten Theorie sowie der Free-Cash Flow Theorie ableiten, dass diesen Anteilseignern eine wichtige Funktion bei der Überwachung des Managements zukommt. Der Effekt ist allerdings nicht für alle Investorentypen gleich und es gibt Unterschiede zwischen den Finanzsystemen sowie in Krisenzeiten. Der wesentliche Beitrag von institutionellen Investoren bei der Überwachung des Managements wird auch durch deren positiven Einfluss auf den Unternehmenswert deutlich.
Gibt es Ergebnisse oder Entdeckungen, die Dich besonders überraschen?
Zwei zentrale Überraschungen haben wir erlebt. In unserer ersten Studie konnten wir feststellen, dass Banken ihre Monitoring Aktivität insbesondere nach der Finanzkrise verstärkt haben. Unser Ergebnis zeigt damit, dass Banken einen wertvollen Beitrag dabei leisten, das Management zu überwachen und Krisenzeiten zu bewältigen. Dies ist eine sehr wichtige Erkenntnis, da europäische Banken im Fokus zunehmender Regulierung stehen. Im zukünftigen politischen Diskurs sollte daher berücksichtigt werden, dass eine verschärfte Regulierung auch negative Folgen für die Wirtschaft haben könnte. Außerdem haben wir in unserer vierten und abschließenden Studie herausgefunden, dass institutionelle Investoren auch bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMUs) eine Überwachungsfunktion ausüben. Dies war unerwartet, da viele dieser KMUs durch Familien über Generationen hinweg geführt und überwacht werden.
Wie relevant sind die Ergebnisse Deiner Arbeit für Deine berufliche Zukunft?
Durch mein Dissertationsprojekt habe ich zunächst meine theoretischen Kenntnisse über die Bewertung von Firmen deutlich erweitert. Darüber hinaus konnte ich durch die quantitative Ausrichtung der Arbeit meine analytischen Fähigkeiten schärfen. Das erlernte Fachwissen kann ich für meine praktische Beratungstätigkeit hervorragend einsetzen. Nicht zuletzt haben sich meine Sprachkenntnisse nochmal verbessert, da die Dissertation vollständig auf Englisch verfasst wurde.
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